Auch glaube er, dass der Altkreis Göttingen hier vom Altkreis Osterode lernen könne, wenn er sieht, wie das Thema Sucht und Suchtprävention hier schon immer ganzheitlich und mit einer sehr engen Vernetzung aller Akteure behandelt wurde. Daher lobte er auch den Aktionstag, der auf die wichtige Arbeit hinweist, aber auch deutlich macht, dass sie eben Geld kostet.
Zu den Ansätzen ihrer Arbeit machte Ingrid Baum deutlich, wie wichtig es sei, nicht nur die Betroffenen, sondern auch das familiäre Umfeld im Blick zu haben, die ebenfalls kompetente Ansprechpartner brauchen. Ein Problem hier in der Region seien da manchmal schon Kosten für Fahrtwege beispielsweise von Bad Sachsa nach Osterode, was manche davon abhält, sich Hilfe zu suchen. Hier sieht sie einen Punkt, an dem die Politik unterstützen könnte.
Der Kreisrat nahm das als Anregung gerne mit, wollte von den Mitarbeitenden Rieke Heitmüller, Simone Jörg und Christoph Isermann durchaus aber auch noch mehr über ihre Arbeit erfahren. So beispielsweise, dass Alkohol immer noch die größte Problematik darstellt, gefolgt von Cannabis und Amphetaminen. Gerade durch den Lockdown im Frühjahr waren aber insbesondere Spielsüchtige betroffen. Das habe auch damit zu tun, dass es für manche im ländlichen Raum eben zu wenig Freizeitmöglichkeiten gibt, auch wiederum etwas, wo die Politik zur Besserung beitragen kann.
Wie müssten denn Strukturen verbessert werden, damit Menschen frühzeitig zur Beratung kommen und nicht erst, wenn sich die Probleme verfestigt haben? Hier glaubt Ingrid Baum, dass Menschen mit Vorbildfunktion viel erreichen können, wenn sie sich dieser bewusst sind und entsprechend handeln. Weiterhin ist eine gute Vernetzung aller Akteure und Einrichtungen bzw. sozialer Dienste von zentraler Bedeutung, die Quantität und Qualität muss auch im ländlichen Raum ebenso wie in der Stadt erhalten bleiben. Darüber hinaus regt sie Gesetzesänderungen zum Umgang mit Alkohol an, beim Thema Nikotin habe sich in den vergangenen Jahrzehnten ja gezeigt, wie wirkungsvoll einige Maßnahmen waren.
Es gehe also unter anderem darum, Angebote für Freizeit und Bildung zu schaffen und leicht zugänglich zu machen, auch für Menschen mit wenig finanziellen Mitteln. Was im Augenblick noch niemand sagen kann, ist die Frage, wie sich die Pandemie langfristig auf die Menschen auswirkt und was sie nach sich zieht. Dem stimmte auch Marcel Riethig zu und sagte: „Für die Zeit nach Corona gibt es keine Blaupause, die Auswirkungen und Folgen können wir nur alle miteinander bewerkstelligen.“